Der KZ-Friedhof von Schörzingen

1943 zeichnete sich für die Wirtschaftsplaner des 3. Reiches eine gewaltige Krise ab. Durch das Vorrücken alliierter Truppen wurde Deutschland von den ausländischen Ölfeldern abgeschnitten. Die Gewinnung von Öl aus den Schiefervorkommen am Nordtrauf der Schwäbischen Alb schien ein Ausweg zu sein. Zehn Industrieanlagen wurden entlang der Bahnlinie Tübingen-Rottweil geplant und sieben Konzentrationslager eingerichtet, um billige Arbeitskräfte vor Ort zu haben. Das Projekt erhielt den Decknamen „Wüste“ und wurde dem Stammlager Natzweiler im Elsaß zugeordnet. Bei den Häftlingen handelte es sich überwiegend um Männer aus dem europäischen Widerstand, um russische Kriegsgefangene. Es waren aber auch viele Polen darunter. Sie waren mit ihren Familien nach dem Aufstand in Warschau im August 1944 verhaftet worden. Damals hatte sich die polnische Bevölkerung gegen die NS- Besatzung erhoben. Der Aufstand ist nicht zu verwechseln mit dem Aufstand im Ghetto in Warschau!

Im Januar 1944 entstand das KZ Schörzingen, am Ortausgang des Dorfes in Richtung Wilflingen. Ausgerichtet war das Lager zunächst für 200 Häftlinge. In kurzer Zeit stieg die Zahl auf über
1.000 an. Die Hälfte der Männer war für die Arbeit in der Untertage-Ölproduktion in Schörzingen eingeteilt. Sie waren in den Stollen den giftigen Gasen der Verschwelung ausgesetzt. Etwa 500 Mann wurden täglich abkommandiert zum Aufbau der Industrieanlage „Wüste 10“ / bei Zepfenhan. 

Über 500 Häftlinge starben bei den Arbeitseinsätzen und wegen der unmenschlichen Bedingungen im Lager. Anfangs wurden die Toten noch in die Krematorien nach Schwenningen und Tuttlingen gebracht. Als die Zahl zu sehr anstieg, warf man sie auf der Rückseite des Lagers einfach in schnell ausgehobene Gruben. Sie wurden in den Massengräbern aufgeschichtet, jede Lage wurde mit Kalk bestreut. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen kamen befreite Häftlinge nach Schörzingen zurück und zeigten den Franzosen die Massengräber.

Vom 30. Mai – 13. Juni 1945 wurden die Toten exhumiert und auf dem Gelände des heutigen
KZ-Friedhofs beigesetzt. Jede Familie der umliegenden Dörfer musste ein neues Leintuch spenden, um die Toten einhüllen zu können. Nicht  aus allen Massengräbern konnten die Toten geborgen worden. Zwei davon lagen zu nah am Bach, der am Rande des Geländes fließt. Diese Massengräber wurden wieder geschlossen. Sie sind heute nicht mehr erkennbar.

1947 entstand die Kapelle auf dem KZ Friedhof in Schörzingen. Auf Holztafeln sind die Nationen und die Namen der damals ermittelbaren Toten vermerkt. 2017 wurden zwei neue Tafeln mit 106 Namen und ein Totengedenkbuch hinzugefügt. Dr. Zekorn, Kreisarchivar von Zollernalb und Brigitta Marquart-Schad (Initiative Gedenkstätte Eckerwald) fanden diese Namen heraus, indem sie die Standesamtsunterlagen und das Totenbuch von Schörzingen überarbeiteten.

 

 

 

 

 

Initiative Eckerwald e.V.