Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V.

 

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                            Foto: Siegfried Seeburger

    Zahlreiche Zuschauer besuchten den Eckerwald und wurden Zeugen eines ungewöhnlichen Theaterprojekts, das Betroffenheit weckte.

    Ein Stationentheater mit Szenen aus dem Bestseller-Roman "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque,
    der die Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs thematisiert, stand im Mittelpunkt des Geschehens. Damit erinnerten die Initiatoren auf den Trümmern des ehemaligen Wüstelagers an den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren.

    Gerhard Lempp von der Initiative Eckerwald dialogisierte aus dem Roman sechs Szenen und hat sie auf verschiedene Schauplätze der Eckerwald Ruinen zugeschnitten. In einem Gemeinschaftsprojekt mit Schülern des Leibniz-Gymnasiums und des Albert-Magnus-Gymnasiums und weiterer Mitspieler wurde das Stück unter Anleitung von Anja Rösner-Altmeyer und Gerhard Lempp einstudiert.

    Schon die umgebenden Naturkulissen verstärken die Szeneninhalte. Am Beginn hallt es fast schauderhaft aus den Lautsprechern: "Es braust ein Ruf, wie Donnerhall". Das Echo dieser nach 1871 offiziellen Nationalhymne hängt fast drohend in der kühlen Herbstluft und verliert sich nur langsam im Dickicht des Waldes. Mit dem heroischen Satz:
    "Heut ruft euch das Vaterland", begeistert indessen der Lehrer Kantorek alle Schüler seiner Klasse für den Krieg. Sie werden zunächst von Unteroffizier Himmelstoß tyrannisiert. Alles dreht sich jetzt um Kaiser, Gott und Vaterland,
    auch im Tod: "Es ist süß und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben". Die Szene wechselt: Ein Soldat liegt schwer verwundet im Lazarett. Der Sanitätsarzt verweigert eine Spritze. Der Soldat stirbt. Schnell wechseln seine Soldatenstiefel den Besitzer. Letzter Gruß ist die brennende Kerze eines Kameraden. Das Leid zieht weiter.
    Es trifft als Todesnachricht die Mutter. Nur ein schwacher Trost für sie: Der gefallene Sohn musste nicht leiden.

    Jetzt wird die Versorgung der Menschen in der Heimat knapp und schwierig. Nur die Honoratioren merken am Stammtisch nichts vom Leid und den Sorgen der Bevölkerung. Das Bier schmeckt aus den mit dem Reichsadler verzierten Krügen wie ehedem. Kamerad Franz Bäumer erzählt den Herren von den großen Problemen an der Front. Doch keiner hört ihm wirklich zu. Natürlich möchte jeder am liebsten nach Hause gehen, war der Kommentar der Stammtischstrategen mit dem Hinweis: Im Krieg kommt es auf das Ganze an, und man muss die Front von oben herunter aufrollen.

    Die Szene wechselt erneut, und zwar zu den Soldaten im Schützengraben. Auf klare Fragen gibt es unbefriedigende Antworten: Krieg sei nur, weil es der Kaiser befohlen habe. Jeder Kaiser brauche mindestens einen Krieg, damit er berühmt werde. Szenenwechsel: Der Kriegsherr und seine engsten Militärstrategen beurteilen die Lage und schmieden kühne, aber offensichtlich illusorische Pläne. Jetzt richtet sich der Blick wieder an die Front: Paul sucht Schutz hinter einem Baum. Der französische Soldat Gerard Duvall drückt sich auf der anderen Seite gegen den dicken Baumstamm. Hautnah stehen sich Feinde gegenüber. In panischer Angst stößt Paul seinem Gegenüber einen Dolch in den Hals.
    Gerard Duvall stirbt. Paul sieht das Gesicht des Toten und liest in den persönlichen Papieren, dass der Mann verheiratet und Vater einer kleinen Tochter ist. Paul wird damit nicht fertig und sucht den Tod.

    Herbst ist es - wir warten auf den Frieden! So schließt die letzte Szene mit einem Gefühl der Beklemmung, der Hilflosigkeit und der Trauer - lässt aber dennoch einen Strahl der Hoffnung. Kriege werden geführt - auf den Frieden muss man warten.

    Und jetzt schickt die Herbstsonne schmale, glitzernde Strahlen durch die Baumwipfel des Eckerwaldes.


 

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